Die Titel werden hier in alphabetischer Reihenfolge nach den Namen der Autor*innen bzw. Herausgeber*innen aufgeführt, gegebenenfalls nach dem ersten Namen.


Einige Titel sind auch als Lizenzausgabe in der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) erschienen.

Inhaltlich sind diese in jeder Hinsicht identisch mit den Ausgaben im Buchhandel.

Sie sind besonders preisgünstig, aber das Kontingent ist begrenzt. Siehe www.bpb.de/shop/

 

 

    Ü B E R S I C H T

    über die Sachbücher, die im Anschluss ausführlicher vorgestellt werden:

 

  • Asseburg, Muriel / Busse, Jan:

    Der Nahostkonflikt. Geschichte, Positionen, Perspektiven

  • Baram, Nir:

    Im Land der Verzweiflung. Ein Israeli reist in die besetzten Gebiete

  • Baroud, Ramzy (Hg.):

    These chains will be broken. Palestinian stories of struggle and defiance in Israeli prisons

  • Dachs, Gisela: israel kurzgefasst
  • Edlinger, Fritz (Hg.):
    Palästina – Hundert Jahre leere Versprechen. Geschichte eines Weltkonflikts
  • Gardi, Tomer: Stein, Papier. Eine Spurensuche in Galiläa
  • Nathan, Susan: Sie schenkten mir Dornen. Ausgegrenzt im Land der Verheißung
  • Pappe, Ilan: Die ethnische Säuberung Palästinas
  • Schliwski, Carsten: Geschichte des Staates Israel
  • Shavit, Ari: Mein gelobtes Land. Triumph und Tragödie Israels
  • Vieweger, Dieter:

    Streit um das Heilige Land. Was jeder vom israelisch-palästinensischen Konflikt wissen sollte

  • Waldman, Ayelet / Chabon, Michael (Hg.):

    Oliven und Asche. Schriftstellerinnen und Schriftsteller berichten über die israelische Besatzung in Palästina.

  • Wild, Petra:

    Apartheid und ethnische Säuberung in Palästina: Der zionistische Siedlerkolonialismus in Wort und Tat

  • Zang, Johannes: Unter der Oberfläche. Erlebtes aus Israel und Palästina
  • Zang, Johannes: Erlebnisse im Heiligen Land. 77 Geschichten aus Israel und Palästina
  • Zertal, Idith / Eldar, Akiva: Die Herren des Landes. Israel und die Siedlerbewegung seit 1967
  • Zuckermann, Moshe: „Antisemit!“ Ein Vorwurf als Herrschaftsinstrument

 

 

 

 

Asseburg, Muriel / Busse, Jan:

Der Nahostkonflikt. Geschichte, Positionen, Perspektiven

 

C.H.Beck Wissen, 4., aktualisierte Ausgabe 2021. 128 Seiten

 


Dr. Muriel Asseburg ist Nahost-Expertin bei der Stiftung Wissenschaft und Politik. Dr. Jan Busse ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Internationale Politik und Konfliktforschung an der Universität der Bundeswehr in München.

 

Der Nahostkonflikt wird in diesem Buch zunächst kurz unter konflikttheoretischem Aspekt betrachtet, wobei seine territoriale, ethno-nationalistische und religiöse Dimension aufgezeigt werden. Auf ca. 30 Seiten werden sodann die „Stationen des Nahostkonflikts“ dargestellt, vom Zionismus des ausgehenden 19. Jhs. bis zum „Scheitern von Oslo“ und der zweiten Intifada. Einen breiten Raum nimmt die Darstellung von „Positionen und Lösungsansätzen“ ein, die bei verschiedenen Verhandlungen eine Rolle spielten. Schließlich werden „Optionen zur Regelung des Konflikts“ dargelegt und erörtert. Dabei werden auch die „Folgen des Arabischen Frühlings“ bedacht. Die Gegenwart und ein Ausblick auf die Zukunft bilden damit einen wesentlichen Schwerpunkt.

 

Das mit vier Karten versehene Buch wird abgerundet durch eine Zeittafel (1882-2017) und zwei recht ungewöhnliche, aber höchst interessante und aufschlussreiche Teile:

 

Da ist zum einen eine Übersicht über die Demografische Entwicklung, die in einer übersichtlichen Tabelle das Verhältnis der jüdischen sowie der arabischen bzw. palästinensischen Anteile an der Gesamtbevölkerung von 1882 bis 2016 zeigt.

 

Zum anderen weist das Literaturverzeichnis nicht nur Sachbücher auf, sondern auch „Fiktion, Graphic Novels und (Auto-) Biographien“ sowie eine Liste von Filmen, die sowohl Dokumentarfilme als auch Spielfilme umfasst.


 

 

 

Baram, Nir:

Im Land der Verzweiflung. Ein Israeli reist in die besetzten Gebiete

 

Hanser 2016. 304 Seiten


Nir Baram ist ein israelischer Journalist, Lektor und Romanautor, der sich seit vielen Jahren für die Gleichberechtigung der Palästinenser und für Frieden in Israel einsetzt. Unter anderem schreibt er für die israelische Tageszeitung Haaretz.

 

Ein Jahr lang hat er immer wieder die Westbank bereist. Den Anstoß dazu gab seine Beobachtung, dass „Seit den Verträgen von Oslo, und verstärkt seit dem Ausbruch der zweiten Intifada und dem Bau der Mauer, […] die Trennung zwischen den Palästinensern auf der Westbank und den Israelis immer rigoroser und systematischer geworden“ ist (S. 13). „Im Grunde ist die Westbank in den Augen der meisten Israelis zu einem Reich jenseits der hohen Berge geworden, dem Blick entzogen. Sie wissen, bestimmte Dinge geschehen dort, manchmal reden sie über die Besatzung und die Siedlungen, doch eine Vorstellung, wie die Westbank heute aussieht und wie die Menschen dort leben, haben sie nicht.“ (S. 13 f.) Baram nennt das „vor allem eine Bewusstseinssperre, die zusehends wächst“ (S. 13) Und hinsichtlich einer Bewältigung des Konfliktes stellt er völlig zu Recht fest, es sei „schwierig […], über eine Lösung zu reden, wenn man keine Ahnung hat, wie der Ort aussieht, über den man spricht“. (S. 14)

 

Barams Anliegen war es daher, die Realität auf der Westbank kennenzulernen und seinen Landsleuten zu vermitteln. Dazu befragte er sowohl Palästinenser als auch jüdische Siedler nach ihren Lebensumständen, ihren Wünschen und Zukunftserwartungen; beide Seiten kommen in den zwölf Kapiteln ausgewogen zu Wort. Aus dem Mund jüdischer Student*innen zitiert er unter anderem: „Beide Völker sind mit demselben Gebiet verbunden. Wir wollen nur, dass sie [die Palästinenser] von hier verduften.“ (S. 189) – „Die Araber müssen begreifen, dass ich der Herrscher bin. […] Dem Araber stehen Rechte zu, Menschenrechte etwa, aber keine Bürgerrechte. Kein Wahlrecht.“ (S. 194) – „Das große Ziel ist ja, eine durchgehende jüdische Besiedlung von hier bis zur Jordansenke zu schaffen. […] Wenn es erst einmal eine lückenlose Kette von Siedlungen gibt, können alle reden, bis der Messias kommt, aber die Fakten geben den Ausschlag.“ (S. 250)

 

Am Ende seiner Reise weiß Nir Baram selbst nicht so recht, ob er „jetzt noch verzweifelter oder optimistischer“ sein soll: „Ich habe“, schreibt er, „auf dieser Reise vieles gesehen, was zur Verzweiflung Anlass gibt, habe gelernt, wie verzweigt und komplex der Besatzungsapparat ist – ein Labyrinth, in dessen Gängen man unweigerlich verloren gehen muss, und das uns zu einer Gesellschaft von Gefängniswärtern gemacht hat. Aber ich habe auch Menschen getroffen, die Hoffnung bei mir geweckt haben […]“ (S. 19) Die Überschrift des Epilogs – „Das Andauern der Dämonenzeit“ (S. 309) – klingt indes wenig hoffnungsvoll, ebenso wie der Titel des Buches.

 

 

Baroud, Ramzy (Hg.):

 

These chains will be broken.

Palestinian stories of struggle and defiance in Israeli prisons

 

Clarity Press 2020. 204 Seiten

Englisch

 


Dr. Ramzy Baroud ist ein us-palästinensischer Journalist, Autor und Medienberater, der für verschiedene internationale Medien arbeitet sowie weltweit Lehr- und Forschungsaufträge an verschiedenen Universitäten wahrnimmt. Gegenwärtig (2020) übt er einen Lehr- und Forschungsauftrag an der Zaim-Universität in Istanbul und am Afro-Middle East Centre in Johannesburg, Südafrika, aus.

Das Vorwort stammt von Khalida Jarrar, einer palästinensischen Politikerin. Sie ist Mitglied des Palästinensischen Legislativrats und dort gegenwärtig Leiterin des Komitees für inhaftierte Palästinenser. Außerdem vertritt sie ihr Land als Beobachterin im Europarat. Mehrfach war sie in israelischen Gefängnissen inhaftiert im Zuge von Verwaltungsmaßnahmen der israelischen Behörden, ohne formale Anklage. – Das Nachwort hat Richard Falk geschrieben, emeritierter Professor für internationales Recht an der Princeton University (USA). Von 2008 bis 2014 war er UN-Sonderberichterstatter über die Lage der Menschenrechte in den seit 1967 besetzten Palästinensischen Gebieten.

 

These chains will be broken ist ein Buch über Menschen aus Palästina, die selber oder deren Angehörige Erfahrungen mit Aufenthalten in israelischen Gefängnissen gemacht haben. Dargestellt wird ein Mikrokosmos, bestehend aus Erfahrungen mit Besatzung und Kolonialisierung auf der einen, Widerstand, Kreativität und Hoffnung auf der anderen Seite.

In dem sehr informativen Buch wurden Erzählungen von Angehörigen und Inhaftierten gesammelt; Bilder, Zeichnungen und Gedichte – u.a. von Mahmoud Darwish – runden die Darstellung ab.

Eine Übersichtskarte und eine genaue Beschreibung am Ende des Buchs informieren über israelische Gefängnisse, in denen PalästinenserInnen einsitzen. Hier werden als Quellen Addameer, Al Jazeera, MiddleEast Monitor und das International Middle East Media Center genannt.

„Prison is one of the most vicious tools used by oppressive regimes. One could say that it embodies modern- day slavery", so Prof. Dr. Sami A.Al-Arian, Direktor des Center for Islam and Global Affaires, in dem Buch.

 

Zum Hintergrund dieses Buchs:

Immer mehr Kinder geraten in Israels Militärjustiz, seit 2018 wurden über 270 Minderjährige aus Palästina verhaftet. Oft werden sie mitten in der Nacht von der Armee abgeholt, die Augen werden verbunden, ihre Hände zusammengebunden, und so werden sie oft stundenlang verhört, ohne dass sie einen Familienangehörigen oder einen Anwalt hinzuziehen können (Quelle: Amnesty International). Laut der israelischen Menschenrechtsorganisation B'Tselem gibt es auch Folter, Misshandlungen und sexuelle Übergriffe.

UNICEF und weitere Menschenrechtsorganisationen berichten, dass seit 2018 über 700 Minderjährige durch israelische Militärbehörden strafrechtlich verfolgt wurden. Seit 2012 wurden über 12.000 Kinder und Jugendliche aus Palästina inhaftiert.

Am bekanntesten ist sicher der Fall der 16jährigen Ahed Tamimi, die zu acht Monaten Haft verurteilt wurde, weil sie einen Soldaten geschlagen hatte, der das Grundstück ihrer Familie nicht verlassen wollte.

 

Rezension von Ursula Mindermann,

Vizepräsidentin der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft